01 Mrz BREAKUP
Nach 10 Jahren Kunstschaffen in Wohlen musste Pirmin Breu seine Zelte im Herbst 2016 abbrechen. Neuen Raum für sein kreatives Schaffen fand er damals in der ehemaligen Fremo Mosterei in Muri, die mit dem Kamin, der mitten durch das Atelier verlief, eine tolle Inspirationsquelle bot.
Ebenfalls vor drei Jahren wurde in Boswil mit dem Abbruch einer Liegenschaft an der Zentralstrasse 1 begonnen. Die immer leerer werdenden Räume inspirierten Breu, sie neu zu beseelen, zu bespielen, mit den darin verbliebenen Rückbleibseln eine Brücke zu schlagen zu seiner Kunst. So schuf er mit seinen Spraydosen einzigartige Wandbilder, mit dem Menschen im Mittelpunkt. Vor etwa zwei Jahren wurde das Gebäude dann endgültig abgebrochen, damit verschwanden auch seine Arbeiten. Ein letztes Mal blitzten sie noch auf, als der Bagger die Wände Stück für Stück abriss und die Wandbilder währenddessen einen ganz neuen, sich ständig verändernden Rahmen erhielten. Am Ende war alles bodeneben und das Werk nur noch Erinnerung. Festgehalten einzig auf Bildmaterial.
Ende 2017 musste Breu sich erneut auf den Weg machen, weil auch seine Wirkstätte in Muri, in der er eben erst heimisch geworden war, langsam abgerissen werden sollte. Ein neues Atelier fand er schliesslich wieder in Wohlen, in den alten Räumlichkeiten der Integra, welche ihm versprach, dass in den folgenden 10 Jahren alles so bleiben werde.
Innerhalb von 3 Jahren hatte Pirmin Breu so 3 verschiedene Ateliers. Der Umzug war jeweils nicht nur logistisch ein riesiges Unterfangen , sondern immer auch mit viel Schmerz verbunden, musste Breu doch jedes Mal einen Ort zurücklassen, der erst über die Zeit hinweg und mit viel Aufwand zu einer inspirierenden Quelle seines kreativen Schaffens geworden war.
So lernte er mehrmals, was es bedeutet, loszulassen, zu akzeptieren, dass etwas Altes in die Erinnerung übergehen muss, und darauf zu vertrauen, dass am nächsten Ort wieder Neues entstehen kann.
All das inspirierte Breu, nun, 3 Jahre nach seinem ersten Aufbruch, die Ausstellung „BREAKUP“ (Abbruch) auf die Beine zu stellen. An der Aarauerstrasse 22, im ehrwürdigen Lokal der ersten Migros in Muri, welches er in den letzten 10 Jahren immer mal wieder kreativ bespielte. Dieses Mal jedoch wird es das letzte Mal sein. Wer nun denkt, Breu wäre nach all diesen Erfahrungen des Aufbrechens und Sich-neu-Niederlassens inzwischen routiniert genug, um diesen Abschied mit Leichtigkeit zu nehmen, irrt. Es fällt ihm auch dieses Mal schwer. Das wird wohl immer so sein.
Doch zuvor nutzt er den Moment, um seine Arbeit von Boswil im Rahmen einer Videoinstallation zu zeigen, mit einem Clip, der etwa 4 Minuten dauert und den Titel „Society“ trägt, passend zu einem Song von Eddy Vedder, welchen dieser für den Soundtrack zum Film „Into the Wild“ produzierte. In einer Rauminstallation werden ausserdem Utensilien aus der Liegenschaft in Boswil zu sehen sein, ebenso wie Fotografien, welche die Erinnerung in der Gegenwart sichtbar machen.
Die Gesellschaft ist im Umbruch. Man muss, um zu überleben, lernen, loszulassen und das Neue zu akzeptieren. Das ist auch mit den materiellen Dingen so. Was braucht man eigentlich wirklich? Muss man das Alte immer so schnell auswechseln und durch etwas Neues ersetzen? Es sind Fragen wie diese, die der Clip und die Ausstellung aufwerfen. Aktueller könnte das Thema wohl nicht sein – nicht nur in der Schweiz, sondern in der ganzen Welt. Eine Meinung dazu muss sich jeder Einzelne selber bilden.
Die Ausstellung ist geöffnet am 23. & 24. März, jeweils von 14 bis 17 Uhr, an der Aarauerstrasse 22 in Muri, direkt neben dem Bahnhof. Der Künstler ist anwesend.